„Es lohnt sich, Charakter zu haben.“ Neue Musik im Verständnis von Alfred Einstein

Autor/innen

  • Kai Marius Schabram

DOI:

https://doi.org/10.15463/gfbm-mib-2023-389

Abstract

Der Beitrag behandelt Alfred Einsteins (1880–1953) Verhältnis zur Musik seiner Zeit, mit der er als damals namhafter Münchner Musikkritiker und -forscher bis in die 1930er-Jahre umfassend in Berührung kam. Die in dieser Zeit ent­standenen Kritiken und wissenschaftlichen Arbeiten legten das Fundament für Einsteins musikhistorische und -ästhetische Ansichten über Neue Musik, wie sie etwa noch in der letzten Ausgabe seiner Geschichte der Musik (1953) hervor­treten. Entgegen Annahmen der jüngeren Musikwissenschaft spiegelt Einsteins Auffassung keine einseitig reservierte, sondern eine differenzierte und durch­aus optimistische Grundhaltung wider, was die Entwicklungen der damals dis­kursmächtigsten zeitgenössischen Kompositionsströmungen betrifft. Zentrale Begriffe seiner sprachlich-kategorialen Vermittlungsversuche vornehmlich der Werke Schönbergs, Bergs, Strawinskys und Hindemiths bilden das Abstrakte, Triviale, Inhumane und Barbarische in der Neuen Musik – Aspekte, die einer­seits Einsteins kritische Distanz zu Kompositionen veranschaulichen, die sich gegen eine Kommunikation mit der Öffentlichkeit sperren, andererseits auf für ihn nur selten ausgereizte, innovative Verstehensangebote verweisen. Letztere Werke, zu denen etwa Bergs Wozzeck gezählt werden kann, künden in Einsteins durchweg dialektisch geleitetem Geschichtsverständnis überzeugende Wege zeit­genössischen Komponierens an, die eine neue Größe in der Musik erwarten las­sen. Vor welchen ästhetischen und historiografischen Hintergründen sich diese Wertungen in Einsteins musikalischem Denken abheben, möchte der Beitrag unter Berücksichtigung ausgewählter Fallbeispiele der damals Neuen Musik beleuchten.

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64-87