„Junge heiße Seelen singen in die stille Nacht hinein“ Max Reger: Die Nonnen op. 112 und das Oratorium
DOI:
https://doi.org/10.15463/gfbm-mib-2023-388Abstract
Zeitlebens beschäftigte Max Reger die Idee, ein abendfüllendes Oratorium zu schreiben. Obwohl sich unter den chorsymphonischen Kompositionen Regers kein Werk findet, das er dezidiert als Oratorium bezeichnet, können – ausgehend von den Vorstellungen des Komponisten bezüglich der Gattung – Überlegungen über die „Oratorienhaftigkeit“ einzelner Werke angestellt werden. Im Fokus des vorliegenden Beitrags steht dabei das Chorwerk Die Nonnen op. 112 aus dem Jahr 1909, das aufgrund seines Stoffes und der Art der Vertonung wohl am ehesten dem entsprach, was Reger unter dem Begriff Oratorium verstand. Die ersten Pläne von 1901 tragen bereits den Arbeitstitel Christusoratorium, weitere Elemente der Gattung lassen sich in der Formkonzeption mit zu Wort kommenden Nonnen und zahlreichen Tonmalereien und -symbolen finden. Bedeutungsvoll sind Die Nonnen aufgrund ihrer neuartigen, impressionistisch anmutenden Orchestration, die einen Schlüsselpunkt in der Musik Regers darstellen. Zudem lässt sich op. 112 als eine Fortsetzung jenes Nonnensujets verstehen, das im 19. Jahrhundert Komponisten wie Schubert, Schumann und Brahms zu Liedern und Chorwerken anregte.