Aus Kopistenquittungen wissen wir, dass Kurfürstin Therese Kunigunde von Bayern in ihrem venezianischen Exil während des Spanischen Erbfolgekriegs (1705–1715) eine Musikaliensammlung aufbaute. Obwohl aus diesem Bestand nichts erhalten zu sein scheint, lassen sich zwei Musikhandschriften aufgrund von Besitzvermerken der Kurfürstin zuordnen, wobei die in München und Berlin aufbewahrten Handschriften zudem durch ähnliche Einbände miteinander verbunden sind. Während die Berliner Partitur von Alessandro Scarlattis Mitridate Eupatore auf Venedig verweist, enthält die in München überlieferte Kantatenhandschrift römisches Repertoire. Ein in dieser Handschrift häufig vertretener Komponist ist Emanuele d’Astorga, der in den Wirren des Krieges zusammen mit seinem Kompagnon Sebastiano Biancardi, dem späteren Münchner Hoflibrettisten Domenico Lalli, durch Italien reiste. Ausgehend von d’Astorga wird das politisch-musikalische Netzwerk der Kurfürstin beleuchtet, dessen Auswirkungen sich auch nach der Rückkehr des Hofes nach München spüren lassen.