Nicht vor Ort und doch präsent: Die Darstellung Lassos als Persönlichkeit des Pariser Kulturlebens in den Drucken von Le Roy & Ballard (1570 - 1577)

Autor/innen

  • Elisabeth Hösl

DOI:

https://doi.org/10.15463/gfbm-mib-2021-324

Abstract

Bereits vor Orlando di Lassos Reise nach Paris im Jahr 1571 kam dem Komponisten seitens des französischen Hofs große Wertschätzung zu. Diesen Status festigte Lasso durch ein königliches Druckprivileg, das er im Rahmen seines Besuchs am Hofe des musik- und poesieliebenden Königs Charles IX. erwirken konnte. Im Umfeld der Parisreise erschienen bei der Offizin Le Roy & Ballard, mit deren Inhaber Adrian Le Roy Lasso nicht nur ein geschäftliches, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis verband, mehrere Drucke mit Chansons und Motetten. Die bemerkenswert schöne Gestaltung dieser Bände verleiht Lassos Musik einen ‚wertigen‘ Rahmen. Zum Gestaltungsprogramm der zwischen 1570 und 1577 erschienenen Lasso-Drucke zählen auch die teils sehr umfangreichen Widmungen. Der Beitrag fasst diese Widmungstexte und -gedichte ins Auge. Ihre Analyse zeigt eine Verbindung Lassos und Le Roys zur 1570 gegründeten Académie de Poésie et de Musique auf, zu deren Mitgliedern sich beispielsweise Pierre de Ronsard zählte. Die Drucke erzählen so die Geschichte eines Komponisten, der – ohne je dauerhaft in Frankreich tätig gewesen zu sein – eine feste Größe des Kulturlebens am französischen Hof war. Es zeigt sich darüber hinaus, dass die Bände mit Lassos Chansons und Motetten nicht als Gruppe – oder zwei Gruppen – für sich zu betrachten sind: Sie sind eingebettet in ein Publikationsprojekt aus dem Netzwerk der Académie, das Lasso als ‚aktuellen‘, zeitgemäßen Komponisten in Szene setzt.

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Seite(n)
40-56